Vom Mut, sichtbar zu werden.

Die Angst vor dem Sichtbar werden – wer kennt sie nicht in irgendeiner Form. Sie ist so ein großes Thema und gefühlt bei uns Frauen noch mehr verbreitet. Und ja – das ist nur die Spitze des Eisbergs, dahinter stecken so viele Themen und Aspekte, wie bspw die Angst vor Ablehnung, die Angst vor dem Scheitern, die Angst nicht gut genug zu sein, blockierende Glaubenssätze, Rollenmuster, Erwartungen, Bewertungen usw. Fachlich könnte ich aus dem Stehgreif sehr viel dazu schreiben. Aber viel spannender ist doch einmal die authentische Selbstsicht. Es sind eben doch 2 Dinge, das fachliche Wissen auf der einen und die persönliche, die gefühlte, ganz subjektive Wahrnehmung in der Situation selbst auf der anderen Seite. Und ganz ehrlich – da hilft unser Expertenwissen nur bedingt weiter. Egal was wir beruflich machen – da sind wir doch in erster Linie einmal ganz normale Menschen, denen es genauso geht wie allen anderen auch.

Schlaue Ratgeber, Anleitungen wie scheinbar alles so leicht geht, perfekte Inszenierungen die uns den leichten Erfolg weis machen wollen finden wir zu Hauf im Netz. Es wäre ein leichtes, zu recherchieren und einen weiteren Fachartikel darüber zu formulieren. Mich auf die rein fachliche Sichtweise zu beschränken und damit nicht angreifbar zu sein. Aber hilft uns das? Wünschen wir uns nicht vielmehr authentische Geschichten, die uns zeigen dass die anderen auch nicht so perfekt sind wie es von außen wirkt? Dass bei anderen der Weg nicht gerade und ohne Stolpersteine ist, sondern dass sie eben auch ein Zick-Zack auf einem holprigen Weg laufen? Sind es nicht vielmehr diese Geschichten, die uns Mut machen und ebenfalls erlauben „unperfekt“ zu sein und es dennoch oder gerade deswegen zu probieren?

Mit me and my business wollen wir einander inspirieren, wie es gehen kann, Möglichkeiten und Alternativen aufzeigen aber mit genügend Freiraum, dass jede selbst entscheiden und daraus ableiten kann, wie es sich für sie richtig anfühlt. Denn je mehr Geschichten wir hören, desto mehr stellen wir fest, dass keine der anderen gleicht. Auch nicht bei all denen die schon erfolgreich sind. Jede Frau blickt auf ihre ganz eigene Geschichte zurück. Es gibt einfach keinen Königsweg, allzu oft kommt einfach das Leben dazwischen und stellt uns vor Herausforderungen, die im Masterplan nicht erwähnt wurden.

Meine persönliche Mutprobe

Deshalb nehme ich euch bei dem Thema Mut heute mit, in meine ganz persönliche derzeitige Situation. Ich habe bereits verschiedene Unternehmen gegründet und in den letzten Jahren zahlreiche Gründer begleitet – ich sollte wissen, wie es geht und mich „nicht so anstellen“. Und dennoch – es ist jedes Mal aufs Neue eine persönliche Challenge, es kribbelt, ist aufregend, ich bin angespannt, das Ergebnis ist völlig offen, ich kämpfe mit meinem Mut, schiebe die Dinge lange vor mir her, finde zahlreiche Ausreden, warum es noch nicht geht, warum die Wäscheberge gerade dringender sind usw. Auch in mir schlummern all die Ängste, Befürchtungen, die Skepsis.

Ich bin im heftigen Dialog mit meinem inneren Kritiker und meinem inneren Perfektionisten, die mich abhalten und beschützen wollen. Aber da sind eben auch die Anteile in mir, die an die Idee glauben, die Freude und Leichtigkeit wollen, die den Zauber des Neuanfangs mögen, die an das Gute glauben und daran, dass es möglich ist. Die Anteile, die von meiner Vision überzeugt oder zumindest begeistert sind, die Unternehmerin in mir, die sich nach genau diesem Ort und dem Austausch mit Gleichgesinnten sehnt. Doch die 2 Skeptiker sind vorlaut, drängen sich in den Vordergrund, fallen den anderen ins Wort, übertönen sie, sind furchtbar unhöflich, lassen sie nicht ausreden und zu Wort kommen. An der Stelle ist es meine Aufgabe, für eine gute und faire Kommunikation zu sorgen. Schließlich sollen alle gehört werden, ich will ja nichts übersehen und keine „dummen“ Fehler machen aber eben auch keine Chance verpassen.

Die Gedanken kreisen – nein sie überschlagen sich. Die To Do Liste wird immer länger, ich tippe einen Punkt nach dem anderen in mein Trello, das Unbehagen wird größer und es droht mich der Mut zu verlassen. Es sind soooo viele Punkte, die ich noch alle berücksichtigen muss, die wichtig sind, die ich gleich von Beginn an richtig machen sollte, damit ich nicht alles doppelt machen muss, damit die Kundinnen sich nicht ärgern und schimpfen, wie unperfekt es noch ist. Es kommt ein Gefühl der Überforderung auf und sofort kommt diese höhnische Stimme zum Vorschein – na siehst Du – hab ich´s Dir doch gleich gesagt – was glaubst Du eigentlich wer Du bist, glaubst Du, Du kannst das alles?

Ist das wirklich wahr?

Zum Glück beschäftige ich mich jetzt schon seit langer Zeit mit diesen Themen, dem Automatismus, der Wirkung solcher Gedanken und erkenne sie. Da kommt mir meine fachliche Expertise zur Hilfe. Das bewusste erkennen solcher destruktiven Gedanken ist der erste wichtige Schritt. Ich halte Inne – ist das wahr? Ist das wirklich wahr?  Ganz leise kommt ein zögerliches „Nein…“  Also, einmal tief durchatmen, ok – es gibt noch viel zu tun, klar, ist ja auch ein großes Projekt aber einen Schritt nach dem anderen. Dann ist es ein bisschen wie bei Monopoly – gehe zurück auf Los. Mich und meine Gedanken sammeln – was ist im 1 Schritt wirklich wichtig? Was muss in der Minimalversion wirklich gegeben sein, was kann ich später in der nächsten Schleife verbessern? So nähere ich mich wieder meinem Weg.

Und ja – es mag sein, dass vieles leichter wäre, wenn ich es gleich mache, aber manches überfordert mich gerade. Obwohl ich es schon ein paar mal gemacht habe, ist es dennoch wieder so viel Neuland, dass ich nicht alles gleichzeitig schaffe. Und das ist ok. Ich übe mich in der Annahme, nehme auch diese „Schwäche“ an und schließe Frieden. Und wechsle erneut die Perspektive: Also, die Liste priorisieren. Was ist grundsätzlich zu tun und was muss ich jetzt als nächsten kleinen Schritt tun, was sind die wichtigsten Dinge, was kann auch später dazu kommen. Und in dieser Phase hilft es mir, dass ich mich immer wieder mit meiner Vision verbinde. Um was geht es mir eigentlich wirklich? Ich will einen Raum für Unternehmerinnen aufmachen, für Inspiration sorgen, die Möglichkeit bieten sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Es geht doch nicht um das optimale Marketing, automatisierte Prozesse, Tracking von Verhalten, Sichtbarkeit auf allen Kanälen usw. Es geht auch überhaupt nicht um mich. Die Frage ist doch – wie kann ich mit einfachen Mitteln mein Ziel erreichen, nämlich Unternehmerinnen einen Nutzen, einen Mehrwert bieten. Was brauchen sie im 1. Schritt und wie kann ich das mit maximal viel Liebe und Wertschätzung ausfüllen? Hier helfen mir Tools wie die „customer Journey“ – welche Informationen brauchen sie an welcher Stelle, was sind die wesentlichen Kontaktpunkte, in welcher Reihenfolge. Sofort kann ich wieder sachlich „klar“ denken, bin raus aus der Angst und bewege mich auf sicherem Terrain.

Wider meinen Befürchtungen

Die Erfahrung, die ich jetzt wieder mache ist das ganze Gegenteil all meiner Befürchtungen. Die Frauen, die in Kontakt mit me and my business kommen sind sehr wohlwollend und total dankbar. Niemand meckert, warum das alles noch nicht perfekt ist, haut mir um die Ohren was noch fehlt, warum ich losgehe ohne dass alles perfekt ist. Ganz im Gegenteil, sie sind einfach dankbar, dass ich das Thema angehe und ihnen eine Tür öffne, ihnen einen Raum öffne und sie miteinander in Verbindung bringe. Sie sind gespannt und freuen sich auf mehr.

Und das bestärkt den Mut in mir. Denn Mut heißt nicht, etwas zu tun, wenn wir keine Angst mehr haben, sondern es zu tun, obwohl wir Angst haben. Von Nina Deissler habe ich gelernt, dass Mut kein Gefühl ist. Wir spüren keinen Mut. Immer wenn wir Mut brauchen, spüren wir Angst. Und dann brauchen wir eine Portion Mut, um diese Angst zu überwinden und es trotzdem zu tun. Denn allzu oft warten wir darauf, in der Hoffnung irgendwann keine Angst mehr zu haben. Doch die Angst verliert erst durchs Tun an Kraft und Bedeutung. Wir müssen also ins berühmte kalte Wasser springen, obwohl wir Angst haben.

Woher kommt die Angst?

Dafür lohnt sich ein Blick in unser Gehirn. Denn hinter der Angst steckt meist ein sehr einfaches Funktionsprinzip unseres Gehirns. Denn es arbeitet nach dem Grundsatz  „safety & comfort first“. Das oberste Ziel von unserem Gehirn ist es, unser Überleben zu sichern. Es geht nicht ums glücklich sein, um Erfolg oder Erfüllung. Vor dem Hintergrund wird immer zunächst geprüft ob unser Vorhaben sicher ist, Stabilität ermöglicht und ob es mit unseren Energiereserven machbar ist. Denn evolutionär war die kontinuierliche Versorgung mit Energie nicht immer so stabil gesichert wie es heute der Fall ist. Ich will an dieser Stelle nicht tiefer einsteigen aber schon bei der ersten, recht oberflächlichen Prüfung im Schnelldurchgang wird klar: Unsicher ist es allemal, wir wissen nicht was passiert, wie es ausgeht. Also gehen hier schon einmal die ersten Warnlampen an und ja, es wird uns Energie kosten, es wird unruhig. Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit anstrengend, bringt uns aus unserer Routine und Stabilität raus. Von daher sind die Warnlampen völlig zurecht an, denn unser Gehirn ist noch im Steinzeit-Modus. Es liegt aber an uns, eine bewusste Entscheidung zu treffen und es trotzdem oder gerade deswegen zu tun.

Und daran knüpft auch sofort der nächste Gedanke an. Wir empfinden unsere Ängste als etwas Negatives, was wir „weg“ haben wollen. Aber die Angst will uns eigentlich nur beschützen. Und das ist in einem gewissen Rahmen sogar sehr gut. Aber wie so oft macht die Dosis das Gift. Daher wäre es doch mal ein anderer Ansatz, die Angst nicht einfach nur zu verdrängen, sondern sie zu prüfen und ihr zu begegnen. Einmal genauer hinzuschauen und sich mit ihr auseinander zu setzen. Um was geht es wirklich? Ist die Gefahr vor der sie uns bewahren will real und wirklich so bedrohlich? Was ist das Schlimmste was passieren kann und was kann ich auf der anderen Seite gewinnen?

Wie komme ich trotz der Angst ins Tun?

Wie kann ich sie überwinden und die ersten Schritte gehen? Zunächst kann ich mir meine Gedanken bewusst machen und sie hinterfragen – stimmt das wirklich? Zu 100% oder kenne ich vielleicht auch eine Ausnahme? Dann kann ich mir Mikro-Schritte überlegen, für überschaubare Zeiträume und jeden noch so kleinen Erfolg und gegangenen Schritt feiern, um mir so die positive Referenzerfahrung bewusst zu machen und mich auf meinem Weg zu bestärken.

Außerdem kann es helfen, mich mit einem größeren Ziel zu verbinden. Durch die Frage geht es um mich oder um etwas anderes, kann ich erkennen, dass ich garnicht so wichtig und mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht der Fokus der Bewertungen bin.

Es kann auch hilfreich sein einmal fair und neutral zu prüfen, ob es ggf. tatsächlich einen objektiven Hinderungsgrund gibt, z.B. Wissen, das mir tatsächlich fehlt? Dann könnte ich mir das zuerst aneignen und erst danach loslegen. Aber Achtung – hier gilt es genau zu prüfen: Brauche ich das wirklich oder kann ich die ersten Schritte nicht auch jetzt schon gehen? Ist es wirklich notwendig oder womöglich eine raffinierte Verzögerungstaktik meines Unterbewusstseins?

 

 

me and my business zitat

 

Mein Joker, die Frage: Was möchte ich für ein Mensch sein?

Am Ende hilft mir ganz persönlich dann immer noch ein weiterer Gedanke. Ich frage mich, was möchte ich für ein Mensch sein, welche Werte sind mir wichtig? In meinem Fall ist das Unternehmertum, nämlich Dinge wagen, anpacken, ausprobieren, Lösungen finden, kreativ Neues erschaffen, daran wachsen und auf dem Weg ggf. nachjustieren. Flexibilität und Reagibilität zählen dabei zu den wichtigsten Voraussetzungen für den künftigen Erfolg. Es geht nicht darum fertige Produkte zu entwickeln, sondern vielmehr sie mit der Zielgruppe weiterzuentwickeln und daran zu wachsen. Wie kann ich dann ernsthaft noch zögern? Was kann tatsächlich schlimmstenfalls passieren? Was passiert, wenn mir jemand sagt, dass er das doof findet? Aus einer neutralen Position betrachtet ist das ihr gutes recht, es ist ok. Wichtig ist ja nur, dass es auf der anderen Seite auch Leute gibt, für die das wertvoll ist und für die es einen Nutzen hat, für die es einen Unterschied macht. Die sind nämlich meine Zielgruppe, für die gehe ich los, dafür lohnt es sich.

Ich möchte später eine glückliche alte Frau sein, die auf ein erfülltes und lebendiges Leben zurückblickt. Vom Kopf her weiß ich, dass ich nichts bereuen möchte, von daher gibt es keine Alternative als endlich loszugehen und mein Handeln und meine Werte wieder in Einklang zu bringen. Denn eins ist klar, wenn ich es nicht wenigstens einmal versuche, bin ich schon gescheitert und werde ich mich ziemlich sicher später ärgern. Denn an einem Traum festhalten ist nicht das gleiche, als ihn zum Leben zu erwecken.

 

 

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